archiv 2006-2010

Bringing the wall home

Bringing the wall home

Bringing the wall home paraphrasiert Bringing the war home von Martha Rosler (ca. 1970).

Roslers Collagen thematisierten die Reflektion, die durch Medien und Kriegsberichterstattung in der amerikanischen Öffentlichkeit ausgelöst wurde und mit ausschlaggebend dafür war, dass sich das amerikanische Militär aus Vietnam schließlich zurückzog.

Es stellt sich die Frage, ob eine ähnliche Reaktion in der Öffentlichkeit heute noch stattfinden könnte. Nahezu ununterscheidbar sind in der medialen Wahrnehmung Realität und Fiktion (Simulation) geworden.

Bringing the wall home thematisiert ein bestimmtes Freizeitverhalten, keinen Krieg. Vergleichbar werden die beiden Serien aber im Erleben des grundsätzlich Anderen, das in den Risikosportarten Klettern und Bergsteigen gewünscht, in den Bildern des Krieges allerdings unerwünscht ist.

Das Eindringen amerikanischer Soldaten bis in die amerikanischen Haushalte wurde als Schock empfunden.

Bergabenteuer werden heute mit größtmöglicher Sicherheitstechnologie betrieben. Die Kletterer und Berge bringen zum Ausdruck, wie sehr man heute Abenteuer oder generell das Andere „von zuhause aus“ erleben kann.

Was in den 1970er-Jahren zwei verschiedene Welten waren, ist heute ein- und dieselbe geworden?

Das tägliche Bild

Unsere Tageszeitungen bringen Bilder des Schreckens und der Gewalt ins Haus. Wir erwarten uns diese Bilder wie das tägliche Brot. Die Bilder schockieren: Das darf nicht sein! Und diese Bilder beruhigen: Mir jedoch ist nichts passiert, sagen wir uns. Wir halten uns diese Bilder vor Augen. Sie warnen uns. Und sie schützen uns. Sie machen uns das Vorgefallene erträglicher. Das tägliche Bild ist ein konstanter Bezug, den wir Heimat nennen könnten. Die Erwartung des Bildes und die Versicherung der eigenen Existenz durch den Schrecken, der anderen widerfährt, gleichen einem täglichen Ritual, das in der Form von Heimattellern seinen Ausdruck finden soll. Die Bilder wurden der Tageszeitung entnommen und mit dem Zeitungspapier zu Tellern verarbeitet.

mal so – mal so

Diese Serie ist der ironische Versuch, Malerei in den Wettstreit mit der Werbefotografie zu schicken. Die gemalte Kopie eines Reklamefotos tritt darin gegen ihre fotografische Vorlage an. Das „Beweisfoto“ dafür wurde mit in das bemalte Blatt geklebt. Das große Duplikat hat seine kleinformatige Vorlage neben sich. Sieger ist freilich das gemalte Bild: Es sieht saftiger, sinnlicher, frischer aus – dagegen entstammt das Werbebildchen bloß einem billig gedruckten Gratiskatalog…

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