Gipfel

Diese Serie umfasst 20 Zeichnungen in einem Heft.
Bleistift, Tusche, Papier
19.5 x 19.5 bzw. 39 cm

Die Zeichnungen meiner Serie Gipfel sind nach Fotos gestaltet: Auf dem Flohmarkt habe ich sechs Alben erstanden, die offenbar aus dem Archiv der Bank für Arbeit und Wirtschaft stammen. Sie zeigen Filialeröffnungen in den späten 1970er- und frühen 1980erjahren in Wien und Tirol. Das Zeichnen nach diesen Fotografien war eine Zeitreise in die Mode- und Gefühlswelt meiner Jugend – und ein Ausflug in eine exklusive Männerwelt: Auf den Bildern von Spitzen des Erfolgs fehlen Frauen. Die abgebildeten Entscheidungsträger wirken auf mich wie Großväter. Zum einen, weil sie die Generation meiner Großväter repräsentieren; zum anderen ist es das Schwarz-Weiß der Fotos und der darin umso schärfer konturierte Dresscode von Anzug, weißem Hemd und Krawatte. Die Textwörter in Schablonenschrift haben jedes etwas mit den Alpen zu tun. Sie verorten, was auf den Bildern festgehalten wurde: das Österreich einer in die Jahre gekommenen Wiederaufbaugeneration samt ihrem heute problematisch gewordenen Männlichkeitsverständnis, sieht man es als Auslagern der verdrängten Geschichte in Natursehnsüchte, wo die Bergwelt Heldengeschichts­schreibung als Bergeroberung verheißt. Heute, 2012, steht der Name BAWAG für die Hybris von Männern auf Spitzenpositionen wie den abgebildeten: Tüchtige Erfolgsmenschen, die mit Fleiß und Anstrengung Faschismus und Krieg vergessen wollten, den Marshallplan vergessen haben und schließlich verantwortlich gemacht wurden für das Verspekulieren des Volksvermögens durch verantwortungslose und eigennützige Geschäftemacherei.